
Umbruch erwünscht!
Die Bildungslandschaft Bank ist seit Jahren im Umbruch. Vor diesem Hintergrund arbeitet die Schweizerische Bankiervereinigung (SBVg) zurzeit an einer neuen Aus- und Weiterbildungsstrategie, um die Bildungsangebote noch besser aufeinander abzustimmen, zu vernetzen und Veränderungsbedarf rasch zu erkennen. Matthias Wirth, Leiter Ausbildung/Best Talents der SBVg spricht im Interview über die Zukunft der Bildungslandschaft im Finanzsektor.
insight: Die Branche erlebt tiefgreifende Umwälzungen, von der jüngsten Finanzkrise 2008 bis zur aktuellen Digitalisierung. Welchen Einfluss hat das auf die Aus- und Weiterbildung?
Wie lassen sich die verschiedenen Verästelungen der Aus- und Weiterbildung unter einen Hut bringen?
Zurzeit arbeiten wir in der Fachkommission Bildung an einem sogenannten integralen Konzept. Die Idee dahinter ist, dass übergeordnete Handlungskompetenzen im Sinne des lebenslangen Lernens die Bankmitarbeitenden während ihrer gesamten Karriere und über alle Segmente hinweg begleiten. Vereinfacht gesagt können einzelne handlungs- beziehungsweise situationsbezogene Kompetenzen für eine Weiterentwicklung von Bildungsgefässen von diesen übergeordneten Handlungskompetenzen abgeleitet werden. Wichtig dabei ist, dass wir heute daran arbeiten, die künftigen Kompetenzen in einer Gesamtsicht einzubetten.
Was soll sich genau verändern?
Die Bildungslandschaft Bank präsentiert sich heute als historisch gewachsen mit jeweils punktuellen Engagements der Bankiervereinigung, so beispielsweise im Bereich der Banklehre. Es geht nunmehr künftig konkret darum, die Bedürfnisse der Banken und der Mitarbeitenden über alle Stufen- und Segmente hin aufzunehmen, zu erfassen, branchenbezogen zu bündeln und über alle Bildungs- und Entwicklungswege von Bankmitarbeitenden sinnvoll einfliessen zu lassen. Damit wird das notwendige Know-how auf allen Mitarbeiterstufen gefördert. Gleichzeitig werden Bildungsinvestitionen der Banken im relevanten Bildungssystem unterstützt.
Über welche Kompetenzen sollen Bankmitarbeitende künftig verfügen?
Nach aktuellem Stand gehören dazu zum Beispiel ganzheitliches und vernetztes Denken und Handeln, Digital Awareness und Computational Thinking wie auch Kommunikationsfähigkeiten. Dabei verlieren die Fachkompetenzen ihre Bedeutung keinesfalls, sie sind Grundlage jeglichen Handelns und bleiben implizit enthalten.
Wie wird sich dies auf die Bildung Bank auswirken?
Schon in der Grundbildung haben wir den Vorteil, dass die Kompetenzen von morgen längst auf dem Radar beziehungsweise bereits in den bestehenden Bildungsgrundlagen enthalten sind. So können im Zuge einer Weiterentwicklung von Lernhinhalten beispielsweise der Umgang mit der Digitalisierung, die Vernetzung von Wissen und Kontakten, Projektmanagement und Change Management am bestehenden Katalog von Fachwissen und Methoden- sowie Sozial- und Selbstkompetenzen andocken. Wir haben also einen guten Nährboden für anstehende Veränderungen.
Vielfältige Bildungsangebote Bank
Die Bildungslandschaft umfasst vielfältige und qualitativ hochstehende Angebote. Typische Einstiegsmöglichkeiten bei Banken sind die die kaufmännische Lehre bei einer Bank (nach 9 Schuljahren), der Bankeinstieg für Mittelschulabsolventen BEM (ab Mittelschule) und Traineeships ab Universitätsstufe.
Während bei den Traineeships keine branchenweiten Regelungen bestehen, ist die SBVg bei Banklehre und BEM im Lead. Für die Banklehre hat der Bund die Verantwortung für Qualitätserhalt und Weiterentwicklung an die SBVg als anerkannte Branchenorganisation übertragen. Beim BEM setzt die SBVg mit Bankenvertretern die Rahmenbedingungen selbst.
Anbieter externer Weiterbildungen mit Bezug zum Bankgeschäft sind beispielsweise die Höhere Fachschule Banking + Finance, Fachhochschulen oder auch Universitäten. Bei den internen Schulungen können Banken die Inhalte demgegenüber selbst vorgeben. Die SBVg ist bestrebt, Transparenz in den Weiterbildungsangeboten zu schaffen und notwendige Weiterentwicklungen anzustossen.
SwissBanking: Engagement in Ausbildung/Best Talents