
Europäische Bankenunion auch für den hiesigen Finanzplatz relevant
Die letzten Jahre haben der Europäischen Union (EU) den Teufelskreis wechselseitig sich verstärkender Banken- und Schuldenkrisen schmerzlich aufgezeigt. Dieser Kreis soll mit der Schaffung einer Bankenunion in der Eurozone und auf freiwilliger Basis auch in den restlichen EU-Ländern (Möglichkeit von Opt-in) durchbrochen werden. Die europäische Bankenunion besteht aus einem einheitlichen Regelwerk als Fundament und den drei Pfeilern Zentralisierung der Aufsicht, gemeinsames Krisenmanagement und Einlagensicherung. Die Bankenunion ist das grösste politische und wirtschaftliche Projekt in Europa seit Einführung des Euro. Sie wird daher auch für die Schweiz von erheblicher Bedeutung sein.
Ziel und Auswirkungen der Bankenunion
Die Bankenunion soll verhindern, dass sich lokale Bankenkrisen derart ausweiten, dass sie die gesamte Eurozone schwächen könnten. Von dem daraus resultierenden Stabilitätszuwachs profitiert auch die Schweiz. Die Bankenunion wird jedoch nicht alle Probleme lösen. Sie ist lediglich ein Element in der EU-Wirtschaftsarchitektur. Vorrangig für das Wirtschaftswachstum und den Wohlstand in Europa sind Arbeitsmarktreformen sowie Disziplin und ein Zusammenrücken im Fiskalbereich.
Die Banken und der Finanzplatz Schweiz Stabilitätszuwachs,Einsparungen und höhere Flexibilität durch einheitliche Bankenregulierung.
Tochtergesellschaften von Schweizer Bankinstituten in der EU nehmen direkt und automatisch an der Bankenunion teil. Aus Schweizer Konzernsicht kann die Vereinheitlichung der Bankenregulierung in der EU längerfristig zu Einsparungen und zu höherer Flexibilität führen, da nicht mehr zahlreiche Sonderregelungen gelten. Der hiesige Finanzplatz profitiert also grundsätzlich von einem einheitlich regulierten europäischen Bankensektor.
Indirekt wird die Schweiz indes wohl auch von den regulatorischen Entwicklungen im Zusammenhang mit der europäischen Bankenunion betroffen sein. Die schweizerischen Vorschriften für Bankenaufsicht, Bankenabwicklung und -sanierung sind weitgehend äquivalent zur Bankenunion. Trotz überwiegender Übereinstimmung und erprobter Krisenfestigkeit des Schweizer Systems könnte sich in Zukunft die Frage stellen, ob die Errichtung von ex-ante Fonds für die Bankenabwicklung respektive die Einlagensicherung notwendig wird. Grund dafür ist ein Trend zur formalen internationalen Harmonisierung. Relevant sind jedoch die materielle Gleichwertigkeit und die Qualität der Umsetzung, die im heutigen Schweizer System gegeben sind.