
RegTech als Enabler für etablierte Banken
Andreas Barfuss, Leiter Finanzmarktrecht bei der Schweizerischen Bankiervereinigung (SBVg), hat für insight mit Ralf Huber, Präsident der International RegTech Association Schweiz und Mitgründer von Apiax, sowie David Bundi, Chief Compliance Officer der Hypothekarbank Lenzburg und führender RegTech-Experte, gesprochen.
insight: Herr Huber, können Sie RegTech in einem Satz umschreiben?
Ralf Huber: Gute RegTech-Lösungen helfen Banken mit technischen Hilfsmitteln dabei, regulatorische Herausforderungen systematisch und kostengünstig zu meistern.
Herr Bundi, stimmen Sie dem zu und haben Sie Ergänzungen?
Keiner von Ihnen erwähnt das Stichwort Automatisierung. Ist das Absicht?
Wo sehen Sie den grössten Nutzen von RegTech?
Ralf Huber: In der Effizienzsteigerung. Wenn es einer Bank gelingt, regulatorische Anforderungen zu digitalisieren und diese geschickt zu verwalten, dann müssen sich die hausinternen Experten nicht mehr mit wiederkehrenden Fällen beschäftigen, sondern können sich auf die komplexen Fälle konzentrieren, die wirklich ihre Aufmerksamkeit benötigen.
Wie beurteilen Sie das aus der Perspektive einer Bank, Herr Bundi?
David Bundi: Neben der Effizienzsteigerung bietet RegTech die Möglichkeit einer vermehrt datenbasierten, integrierten und umfassenden Compliance, welche Arbeitsqualität und Transparenz im Unternehmen steigert. Der beste Schritt kommt jedoch noch, indem nämlich mittels Datenanalysen aus gewonnenen Informationen für Risk-Funktionen Mehrwerte für das Business gewonnen werden können. Zu denken ist hierbei an einen einzigen Daten-Highway pro Bank mit Adressanten spezifischer Datennutzung, beispielsweise im Bereich KYC/AML oder Conduct Risk.
Herr Huber, wie sehen Sie die zukünftige Rolle der Juristen in der Finanzindustrie?
Ralf Huber: Der juristische Arbeitsplatz wird digitaler werden. Die Interpretation von Gesetzen und anderen Regulierungen wird künftig in einer Sprache zur Verfügung gestellt werden müssen, die die heutigen Nutzer verstehen: nicht nur digital in Form eines PDF-Dokuments, sondern als maschinenlesbare Regel. Ich spreche da gerne vom „Regulatory Engineer“. Das wird sich auch in der Ausbildung der Studenten reflektieren. Aber nicht alles wird sich verändern. Die juristische Expertise, die auch in Zukunft die Basis jeder „maschinenlesbaren“ Regel sein wird, wird beispielsweise nie an Bedeutung verlieren.
Herr Bundi, inwieweit wird sich das Anforderungsprofil für die Rolle eines Compliance Officers in Zukunft verändern?
David Bundi: Bei Finanzdienstleistern am Puls der Zeit hat sich die Rolle des Compliance Officers bereits heute stark verändert. Compliance-Fachkenntnisse, juristisches Know-how und praktische Erfahrungen im Bankenalltag werden stets zentral bleiben. Neben einer Daten-, Prozess- und Technologie-Affinität erwarte ich persönlich von einem Compliance Officer Verständnis zu Themen wie Daten-Visualisierung, Gamification, Customer-Journeys oder Open-Banking-Kollaborationen im Compliance-Kontext. Diesen Mindset eines Compliance Officers im Zeitalter der Blockchain vertrete ich denn auch aktiv bankintern wie auch extern an Compliance- und RegTech-Auftritten im In- und Ausland.