
Näher am Business
Retail Banking, Private Banking, Asset Management und Capital Markets heissen die vier neuen businessorientierten Steuerungsausschüsse, entlang derer die Schweizerische Bankiervereinigung (SBVg) seit Januar 2016 organisiert ist (insight berichtete). Der Verwaltungsrat der SBVg, der aus hochrangigen Bankenvertretern besteht, wird künftig noch aktiver an der Arbeit des Verbands teilnehmen: Jeder der Steuerungsausschüsse wird von einem Verwaltungsratsmitglied beziehungsweise einem hochrangigen Bankenvertreter präsidiert. Daneben werden auch sogenannt transversale Themen mit hoher Priorität behandelt. Dahinter verbergen sich Themen wie Regulierungsprozess, Steuertransparenz, Marktzugang oder Ausbildung, also Themen, die bereits seit langem eine wichtige Rolle in der Verbandstätigkeit spielen.
Die neue Kommissionsstruktur soll sich stärker an der Bankenpraxis orientieren.
Neue Kommissionsstruktur
Einige Änderungen haben auch die Kommissionen erfahren. In den Kommissionen der SBVg beraten Experten aus Banken und der SBVg-Geschäftsstelle über aktuelle Themen, verfassen Stellungnahmen zu Konsultationen und bereiten Beschlüsse des Verwaltungsrats vor. Auch die neue Kommissionsstruktur soll sich stärker an der Bankenpraxis orientieren. Besonders deutlich wird dies an den Steuerungsausschüssen, die laufend Entwicklungen und Fragen beobachten und diskutieren sollen, die für den jeweiligen Geschäftsbereich wichtig sind. Die neuen Kommissionen heissen:
Eine aktuelle Übersicht der Mitglieder der Kommission findet sich im Internet.
Strategie, politische Position und Kommunikation
Während sich die Zusammensetzung von Verwaltungsrat und Verwaltungsratsausschuss nicht geändert hat, wurden einige wichtige Prozesse gestrafft, so dass der Verband effizienter arbeiten und vor allem rascher entscheiden kann. Mit dieser neuen Struktur soll sichergestellt werden, dass im Entscheidfindungsprozess politische und businessorientierte Faktoren stärker berücksichtigt werden. Entscheidungen über die Strategie und die politische Positionierung werden künftig konsequent auf Ebene Verwaltungsrat bzw. Verwaltungsratsausschuss getroffen. Die Mitglieder des Verwaltungsrats engagieren sich also künftig noch stärker in der Verbandsarbeit. Gremien wie Kommissionen und Arbeitsgruppen werden auch künftig inhaltliche Grundlagen vorbereiten. Die Geschäftsstelle ist für die Koordination, die Kommunikation und das politische Lobbying zuständig. Die Entscheide im Verwaltungsrat werden wie bisher als Konsensentscheide getroffen. Sollte es jedoch in Ausnahmefällen vorkommen, dass sich zu einem Thema keine Einigkeit herstellen lässt, werden unterschiedliche Positionen in Zukunft transparent gemacht, wie erst kürzlich im Statement der SBVg zur aktuellen Too-Big-To-Fail-Debatte geschehen.
Es wurden Prozesse gestrafft, so dass der Verband effizienter arbeiten und rascher entscheiden kann.
Die Arbeit des Verbands wird künftig also noch stärker von der Bankenpraxis und vom Engagement hochrangiger Bankenvertreter geprägt sein. Die vier businessorientierten Steuerungsausschüsse haben ihre Entsprechung in der Organisation der Geschäftsstelle der Bankiervereinigung, um Kohärenz herzustellen. Die Felder Private Banking und Asset Management werden geleitet von Jakob Schaad, während Rolf Brüggemann die Felder Retail Banking und Capital Markets verantwortet.
Jakob Schaad, Leiter Asset Management und Private Banking
Sie waren vorher Leiter Finanzmarkt International und haben nun die Leitung eines neuen Bereichs übernommen. Hat das internationale Bankgeschäft für die SBVg keine Bedeutung mehr?
Das internationale Bankgeschäft hat für das Schweizer Finanzzentrum natürlich immer noch die gleiche, grosse Bedeutung. Weiterhin wird ein Viertel der Offshore-Vermögen in der Schweiz verwaltet. Das bleibt so. Wenn sich die SBVg neu gemäss den typischen Metiers des Bankings organisiert hat, heisst das, dass wir die Perspektive von einer geografischen auf eine businessorientierte gewechselt haben. Ob eine Bank das Vermögen eines Kunden mit Wohnsitz in der Schweiz oder im Ausland verwaltet, ändert das Business des Private Bankings nicht grundsätzlich. Im gleichen Sinne umfasst die Verwaltung eines Portfolios die gleichen Dienstleistungen, ob der Kunde nun im In- oder im Ausland wohnt. Dennoch sind Private Banking und Asset Management unterschiedliche Tätigkeiten. Deswegen wurden für diese zwei Metiers separate Steuerungsausschüsse gebildet. So wollen wir unsere Aktivitäten noch mehr aus dem Business heraus bestimmen und dadurch noch näher bei den Bedürfnissen unserer Mitglieder sein.
Welche Themen werden Ihren Bereich in der nächsten Zeit besonders beschäftigen?
Wir werden uns konzentriert mit dem cross-border-Geschäft beschäftigen. Die Welt ist durch die regulatorischen Reaktionen auf die Finanzkrise in gewisser Weise kleiner geworden. Dienstleistungen über die Grenzen hinweg sind heute schwieriger. Als internationales Finanzzentrum müssen wir Wege finden, wie die Kunden im neuen Umfeld global bedient werden können und doch angemessen geschützt sind. Das ist besonders im Private Banking eine Herausforderung. Aber auch im Asset Management sind heute die Grenzwälle grösser geworden.
Können Sie abschätzen, welche Dienstleistungen für die SBVg-Mitglieder, also die Banken, künftig besonders wichtig sind?
Wir können die Bedingungen, unter welchen unsere Mitglieder ihre Geschäfte betreiben, für sie günstig formen. Die Finanzwelt ist politischer geworden. In dieser Welt ist es noch wichtiger, dass die Bedürfnisse des Bankgeschäfts zielführend in die Formung der Rahmenbedingungen einfliessen. Sie darin zu unterstützen ist unser Geschäft. Denn unsere Mitglieder sollen ihr Bankgeschäft erfolgreich betreiben können. Die SBVg arbeitet dafür im Zusammenspiel mit Verwaltung und Politik an den Rahmenbedingungen, die sie dafür brauchen.
Rolf Brüggemann, Leiter Retail Banking und Capital Markets
Sie haben kürzlich die Leitung des neu geschaffenen Bereichs übernommen. Was sind Ihre inhaltlichen Prioritäten?
Ich bin knapp zwei Monate bei der SBVg. Da ist es noch etwas früh, um im Detail über inhaltliche Prioritäten zu sprechen. Diese müssen ohnehin zuerst von den Steuerungsausschüssen, in denen die Bankenvertreter sitzen, definiert werden. Meine primäre Aufgabe ist es die Steuerungsausschüsse zu koordinieren, Grundlagenarbeit zu leisten sowie Informationen, Vorschläge und Fragestellungen einzubringen. Es wird aber sicher so sein, dass einerseits Bestehendes fortgeführt, aber auch Neues angepackt werden wird.
Mit der Neuausrichtung der Bankiervereinigung geht ja auch eine Fokussierung einher. Wie setzen Sie diese in Ihrem Bereich um?
Wir müssen unsere Ressourcen noch überlegter einsetzen und konzentrieren uns auf das Wesentliche. Doppelspurigkeiten sollen unbedingt vermieden werden. Ziel ist, bis 2017 die Kosten deutlich zu senken. Wir haben unsere Tätigkeiten deshalb eingehend analysiert und auf die Relevanz für den gesamten Finanzplatz ausgerichtet. Das hat zur Konsequenz, dass in Zukunft einerseits gesamtwirtschaftliche Themen nur noch von übergeordneten Verbänden wie beispielsweise economiesuisse bearbeitet werden sollen und andererseits, dass einzelne Finanzplatzthemen nicht mehr gleich intensiv begleiten werden können wie bisher. Als Beispiel kann ich hier unsere Aktivitäten im Thema Zahlungsverkehr nennen.
Das Felder Retail Banking und Capital Markets sind ja thematisch sehr breit. Wie stellen Sie sicher, dass Sie stets die neuesten Entwicklungen in beiden Feldern im Blick behalten?
Ich bin ja nicht allein. Wir sind ein gutes, erfahrenes Team mit grossem Know-How, das sich wie in der Vergangenheit auch um die neu definierten Themen und Arbeitsbereiche kümmern wird. Die organisatorische Neuausrichtung hat die zu bearbeitenden Themen nicht grundsätzlich verändert. Lediglich der Fokus der Arbeiten und die Dynamik in der Entscheidungsfindung wird sich etwas ändern. Es ist unser Ziel, mindestens die gleiche Kontinuität sowohl hinsichtlich der Themen als auch der Qualität zu erreichen wie bis anhin.